Der Rückblick auf 2000 und ein Ausblick auf 2001

verschafft einen Einblick in die Herrausforderungen des Wildwasserrennsport

Die Sportler

Wenn eine Wettkampfsportart auf ein Jahr zurückblickt,dann ist der erste Blick ergebnisorientiert. Dabei stehen die Sportler im Rampenlicht. Strahlend geblendet sind wir vom Erfolg im Einerkajak der Männer. Thomas Koelmann verteidigte  seinen Titel als Weltmeister und Florian Wohlers gelang neben dem Vizeweltmeister im Einzel die Wiederholung des Gesamtsieg im Weltcup (WC). Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. In der Kajakmannschaft konnten die beiden mit Markus Gickler auch auf der Veseré wieder nicht Weltmeister werden. Das international erfahrenste und erfolgreichste Trio, daß die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft des Sports repräsentiert, wurden durch den Team- und Kampfgeist aus der Tschechei deutlich geschlagen.

Verglichen mit den Herren stellten die Damen in 2000 wieder ein junges WM-Team. Das sich in der WM und im WC gut bewährte. Mit einigen dritten und vorderen Plätzen sorgte Claudia Andree im WC für positive Ergebnisse. Nur der dritte Platz der Mannschaft Claudia Andree-Gudrun Wilscheid- Sabine Haas auf der Veseré, war rechnerisch als Silbermedallie eingeplant.

Im Canadiersport war die Medaillenausbeute rückläufig. Im C1 keine Einzel- und Teammedaille bei der WM. Im Weltcup dann in einem Rennen eine Medaille für Stefan Stiefenhöfer. Die C2 Mannschaft Gregor Simon/ Thomas Haas, Andreas Dajek/ Uli Knittel und Christian Andree/ PatrikDriesch wurde mit einem Bruchteil einer Sekunde Rückstand Vizeweltmeister. Der Gewinn des Weltcup von Siomon/Haas versöhnte das Canadierlager.

International wurden die Medaillen im Jahr 2000 an mehr Nationen verteilt, als in den Jahren zuvor. In der Mannschaft ist Frankreich noch die Grande Nation. Im Einzel fahren die Franzosen einem Titel seit 1993 hinterher. Die deutsche Situation ist eher  umgekehrt. Eine Einzelmedaille zählt aber im Medaillenspiegel auch nur soviel wie die Mannschaftsmedaille. Dies wird anscheinend von Teilen der Mannschaft nicht erkannt.In der Nationalmannschaft fährt man nicht nur für seinen eigenen Ruhm. Ein Bewußtseindas es zu wecken gilt, denn auf Dauer ist eine Gemeinschaft einem Einzelkämpfer überlegen.Die Mentalität, daß die Vorteile der Nationalmannschaft gerne in Anspruch genommen werden, aber eigene Beiträge zu dieser Gemeinschaft ausbleiben, ist ein Egoismus den sichnicht nur die Nationalmannschaft auf Dauer nicht leisten kann.

Die Junioren standen bei ihren Weltmeisterschaften auf dem Eissack brauchten sich mit ihren Erfolgen nicht hinter den Senioren zu verstecken. Herausragend der zweite und dritte Platz von Max Hoff und Achim Overbeck im Kajak. Und mit Niels Verhoef in der Mannschaft wurden die Herren Junioren sogar Weltmeister. Im C2 konnten Rohn/Ormandy  die Silbermedallie gewinnen.Die Damenmannschaft holte Bronze in der Besetzung Heidrich – Fogel – Overbeck. Soviel zu den internationalen Erfolgen des Jahres 2000.

Die nächste Wettkampfsaison bringt mit WC Bovec (SLO), Karlsbad (CZE) und Loofer (AUT) und der EM im Valle de Sessia wieder bekannte Wettkampfstrecken. Wobei die EM auf der Sessia sportlich den größten Wert hat, da dort auch 2002 die WM ausgetragen wird. Wie immer sind im WC je Kategorie sechs Boote und bei der EM jeweils vier Boote startberechtigt. Mannschaftsrennen finden leider nur auf der  EM statt. Den Grund dafür kennt eigentlich keiner so genau. Es spricht außer der Wettkampfbestimmung (WKB) nichts gegen Mannschaftsrennen beim WC.Hier würde sich ein engagierter Antrag bei der ICF lohnen, da jede Nation zwei Mannschaften melden könnte.

Die Veranstalter

Wenn von den nationalen Wettkämpfe berichtet wird, dann stehen meist wieder die Sportler im Vordergrund. Wenn von einem Sportler ein gutes Rennen gefahren wird, dann ist ihm Anerkennung gewiß. Der Ausrichter eines guten Rennens, dem gebührt mindestens die gleiche Anerkennung, denn er leistet etwas von dem viele profitieren. Wer außer den Sportlern hat etwas davon, wenn sie Rennen fahren? Ohne die Arbeit der Veranstalter gibt es keinen Wettkampf und auch keine Sieger. Von der Arbeit einen Wettkampf auszurichten, profitieren alle. Danken wir es den Veranstaltern?

In einer Wettkampfsportart muß es folglich ein großes und vitales Interesse am Ausrichten von Wettkämpfen geben. Doch leider ist das Gegenteil der Fall. Der erfolgreichste Verein in unserer Sportart, hat seit 1983 keine DM ausgerichtet. Das ist ungefähr so, als ob die Bayern statt im Olympiastadion immer bei den Löwen kicken würden. Der Krampf auf den letzten Drücker einen Ausrichter für die DM zu finden zeigt deutlich, an welch dünnen Faden unser Sport hängt. Finden sich keine Ausrichter, leidet das Niveau der Veranstaltungen. Konkurrenz belebt schließlich das Geschäft. Die DM 2000 war mit Sicherheit der bisherige Tiefpunkt der letzten 15 Jahre. Dabei herrscht Konsens darüber, daß man froh ist, daß sich überhaupt jemand die Mühe gemacht hat. Das fatale dabei ist, daß sich niemand  aus dem Fenster hängen kann um Kritik zu üben. Die Kritikfähigkeit geht zwangsläufig auf beiden Seiten verloren. Dass,  das schlecht für den Sport ist, muß nicht betont werden.

Wer ist eigentlich der Typ des Veranstalters? Wo kommt er her? Wenn nicht gerade ein Tourismusverband unsere Rennen ausrichtet, dann beruht das Ausrichten eines Wettkampf aus Idealismus und Verbundenheit zum Sport. Wer diesen Sport nicht liebt oder geliebt hat, wird sich solch eine Arbeit nicht aufbürden. Es muß sich folglich um jemanden handeln der den Sport kennt. Die Annahme, daß es sich um einen ehemaligen Wettkampfsportler handelt, ist sehr wahrscheinlich. Da müßte man sich ja eigentlich keine Sorgen machen. Denn dann müßte sich ja immer jemand finden, der nach der aktiven Wettkampfkarriere sich dem Ausrichten von Wettkämpfen widmet. Leider ist es nicht so. Aber warum verlieren wir so viele Sportler und sehen sie nicht wieder?. Hier besteht in unserem Sport der größte Handlungsbedarf. Wir brauchen ohne Zweifel mehr und attraktive Veranstaltungen. Und die bekommen wir nur wenn wir selber anfangen Wettkämpfe ausrichten

Die  Funktionäre

Böse Zungen behaupten das Wort Funktionär kommt von funktionieren. So einfach ist es natürlich nicht. Funktionäre treffen alle Entscheidungen die unsere Sportart betreffen. Ihre Funktion liegt darin für einen fairen und geregelten Ablauf unserer Sportart zu sorgen und vor allem tragen sie die Verantwortung. Es ist mit jeder Menge Arbeit verbunden, die letztendlich den Aktiven zugute kommen sollte. Nur scheint es ein Naturgesetz zu sein, dass es zu Spannungen zwischen den Aktiven und den Funktionären kommt. Hier besteht der Konflikt einfach darin, dass die Sportler über ihren Sport mitbestimmen wollen, ohne die notwendige Arbeit in den entsprechenden Gremien zu leisten. Und der Funktionär die Entscheidungen treffen kann ohne die Sportler am Entscheidungsprozess zu beteiligen. Dabei ist der Dauerkonflikt leicht zu lösen. Kurz gesagt die Arbeit und die Macht sollte mehr geteilt werden. Das ist für beide Seiten gar nicht so einfach. Sich bevormunden zu lassen ist sehr bequem. Kontrolle ausüben und Macht erhalten liegt in der Natur von Institutionen. Dabei haben wir das gleiche Ziel. Nur machen wir uns das Leben unnötig schwer. Wenn man bedenkt wie viel Energie aufgewendet wird, gegeneinander zu arbeiten, dann muss die Zielsetzung für 2001 einfach lauten die Herausforderungen in unseren Sport gemeinsam anzupacken. Keiner kann ohne den anderen. Sportler brauchen Veranstalter und Funktionäre. Ohne die Sportler besteht kein Bedarf an Veranstaltungen und Funktionären. Nur wer macht den ersten Schritt?Dieser ist ganz klar von den Funktionären zu leisten. Sie müssen Aufgaben an die Athleten verteilen und im Gegenzug die Athleten an Entscheidungen beteiligen.Wenn wir nicht den Sportler früh mit in die Verantwortung einbeziehen, dann verabschieden sich die Athleten nach Beendigung ihrer aktiven Karriere. Und dieses Potential ist für unseren Sport verloren.